Meine Wege zum Coaching

Forschung und Lehre in der Verhaltensökonomie und Philosophie im Verbund mit Psychologen und Anthropolog:innen: Diese Zeit hat mir ermöglicht mich intensiv mit Themen zu beschäftigen, die auch im Coaching zentral sind: Verhaltensänderung, Entscheidungsfindung, soziale Normen, Identität, Fairness, Kooperation, Bedarfe und unsere blinden (egoistischen) Flecken. Das nachsichtige Menschenbild der Verhaltensökonomie hat mich auch mit meinen eigenen Schwächen – intellektuell – versöhnt, für die im heroischen Menschenbild der klassischen Ökonomie kein Platz ist.

Langjährige Erfahrung in Gesprächsgruppen und in bioenergetischen Workshops: In diesen habe ich erfahren, welche positive Kraft offene, tiefgründige, wohlwollende und konstruktive Gespräche – wie im Coaching – haben und dass Emotionen manchmal einen körperlichen Zugang brauchen.

Mir sind als Vater viele Parallelen aufgefallen, gut mit einem Kind und gut mit sich selber umzugehen: verständnisvoll, Gefühle ernst nehmen statt zu bewerten, Freiraum lassen und gleichzeitig wohlwollend (Selbst)Führung zeigen sowie verlässlich Grenzen setzen (auch wenn Nachgeben kurzfristig weniger Energie kostet). Diese Erfahrung ist eine Ressource, die Eltern und Menschen, die Kinder führen, nutzen können.

Leben in einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt: Mehr durch einen Zufall und etwas Neugierde habe ich einige Jahre in einem basisdemokratischen und gemeinschaftlichen Wohnprojekt gelebt, dem ich noch sehr verbunden bin. Es war eine menschlich und intellektuell sehr bereichernde Zeit, in der ich viel über Mitmenschlichkeit auf der einen und zwischenmenschliche Konflikte auf der anderen Seite sowie über die Herausforderungen von Selbstorganisation gelernt habe. Es ist auch daher hier wichtig, weil ich in diesem Umfeld Stärken und Leidenschaft für Coaching bei mir entdeckt habe.

Führungsrollen in internationalen Teams: Als Projektleiter, Forschungsmanager und als Betriebsrat habe ich viel über die nicht einfache Aufgabe gelernt, verschieden Erwartungshaltungen gerecht zu werden, ein Team zu motivieren, Vorbild zu sein und seine eigenen Bedürfnisse dabei nicht zu vergessen. Ich bin dieser Rolle nicht immer gerecht geworden und habe gerade daraus viel gelernt über Führung, Teamarbeit und mich selber. Meine größte Freude als Führungskraft war es, dazu beizutragen, wie Kolleg:innen wachsen und ihr Potential ausschöpfen. Diese Freunde ist eine der Hauptgründe, warum ich coache.

Gleichzeitig habe ich durch meine Lehre und Forschung in der Verhaltensökonomie und meine Arbeit in Niedrigeinkommensländern gelernt und erfahren, welch große Rolle die persönliche Geschichte und die Lebensumstände dabei spielen, was Menschen erreichen können, welche (auch schlechten) Entscheidungen sie treffen und welche Hürden sie zu bewältigen haben. Auch wenn ich es im Alltag oft aus den Augen verliere: Diese Einsichten und Erfahrungen haben mich dankbar gemacht für meine eigenes Glück (im Sinne von „luck“) und meine Privilegien qua Geburt, demütiger gegenüber meinen Erfolgen und nachsichtiger gegenüber meinen Misserfolgen.

Nicht zuletzt sind es genau letztere - die vermeintlichen Misserfolge - denen ich den Weg zum Coach zu verdanken habe. Ohne diese wäre ich nicht aufmerksam gewesen auf Stärken, die ich beruflich bislang wenig genutzt hatte. Vermutlich wäre Coaching nur ein Begriff in einer vagen Vorstellung von „mehr mit Menschen arbeiten“ geblieben. Stattdessen war ich offen für die Begeisterung anderer Coaches (Danke, Carlo!) und habe neue Ziele umgesetzt. Für grundlegende Veränderungen im Leben ist Leidensdruck oft eine Chance, Potentiale zu entdecken und die notwendige Motivation aufzubringen.
Das, was ich bei mir selber erlebt habe, ist auch ein häufiger Prozess im Coaching und ein zentraler Teil des von mir geschätzen narrativen Coachings (Drake 2010): Empfundene Misserfolge neu zu bewerten und, ganz im Sinne von Max Frisch, deren kreative Kraft zu nutzen - Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

Jede(r) Coach kann eine andere persönliche und doch gleichzeitig ähnliche Geschichte erzählen. Denn neben Methodenkompetenz und fachlichem Wissen sind es die reflektierten Erfahrungen aus praktisch allen Lebensbereichen, welche im Coaching Anwendung finden. Entscheiden Sie, ob meine zu Ihren Anliegen passen.